Starfield Test/Review

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Mit „Starfield“ veröffentlichte Bethesda die erste neue IP seit 25 Jahren und liefert damit die wohl bislang größte Sandbox in der Geschichte des Studios. Wir haben uns in der Redaktion von Spacekings das Spiel genauer angeschaut, um herauszufinden wie frisch sich die neue IP anfühlt, wie sehr sie Spieler fesseln kann und wie rund das ganze läuft.


Allgemein/Story


In „Starfield“ beginnt der vom Spieler erstellte Charakter seinen ganz normalen Arbeitsalltag in einer Minenkolonie, bis man während Grabungen auf ein merkwürdiges Artefakt stößt. Vom Weltraumpiloten Barret bekommen Spieler daraufhin den Auftrag den Gegenstand zu seiner Organisation, der Constellation, zu bringen. Dazu leiht er uns sein Raumschiff sowie seinen treuen Roboterbegleister Vasco. Das anfängliche Ziel ist also klar: Zur Constellation gelangen und das Geheimnis der Artefakte aufzudecken. Die Hauptquest beschäftigt Spieler auf ihrer Suche etwa 20 bis 30 Stunden.

Doch es wäre kein Bethesda Spiel, wenn es nicht haufenweise Nebenquests und Fraktionen gäbe, die man unterstützen kann. Ob gierige Unternehmen, die andere für Profit ausstechen wollen, Ranger, die für Frieden in der Galaxis kämpfen oder etwa die örtliche Polizei, die einen Informanten in die Piratencrews schleusen möchte. Die Möglichkeiten sind zahlreich und mindestens genauso, wenn nicht sogar fesselnder als die Hauptgeschichte. Spieler, die alles sehen und erleben möchten, sollten ca. 150 bis 200 Stunden Spielzeit einplanen. Wem das noch nicht genügt, der kann sich ins New Game Plus stürzen. Darin behalten Spieler nicht nur ihr Level sowie Skills und Fähigkeiten, das Ganze kommt auch mit einem Twist.

Sarah Morgan und die Constellation schicken Spieler auf die Suche nach den Artefakten

Spoilerwarnung: Hier wird es etwas konkreter. Wer sich nicht spoilern lassen möchte, oder sich blind ins New Game Plus stürzen möchte, springt einfach zum nächsten Abschnitt.

Das New Game Plus stellt nämlich ein Paralleluniversum dar, in dem Spieler als „Sternenblut“ wiedergeboren werden. Der Spielercharakter behält alle Erinnerungen an sein früheres Leben und erhält von der Sternenblüterfraktion ein besonderes Raumschiff sowie einen Raumanzug. Diese werden mit jedem Spieldurchlauf besser. Zusätzlich können Spielern auch alternative Szenarien begegnen, etwa dass die Mitglieder der Constellation ausgetauscht wurden.

Das sorgt auch nach Kampagne und Nebenmissionen für einen deutlichen Wiederspielwert und ist sicher eine der größten Stärken von Starfield.

Starfield bietet abwechslungsreiche Orte, wie hier die Cyberpunk Stadt Neon

 


Gameplay


Beim Gameplay ist „Starfield“ sehr studiotypisch. Aus der Ego- oder Third-Person bewegen Spieler ihren Charakter durch die Welt und erledigen Quests. Es gibt haufenweise NPCs mit kleinen und großen Aufgaben für Spieler. Bei Dialogen mit Charakteren können Spieler wie gewohnt aus mehreren Dialogoptionen wählen, um entweder mehr über ihr Ziel oder die Welt zu erfahren, zu Handeln oder Quests anzunehmen. Auch können Spieler ihr Charisma spielen lassen um Personen im Dialog zu überzeugen. Dies funktioniert jedoch gänzlich anders als in vorherigen Bethesda spielen, denn statt auf einen festen Charismawert oder ähnliches wertzulegen, bekommen Spieler ein zusätzliches Dialogsystem serviert.

Das neue Dialog-Minispiel erfordert Feingefühl

Am unteren Bildschirmrand sieht man zunächst wie viele Punkte nötig sind, um die Person zu überzeugen. Anhand von auswählbaren Antworten und ihren zugeteilten Werten (+1, +2 usw.) müssen Spieler nun die Punkteleiste füllen. Ist das geschafft ist die Person von eurem Anliegen überzeugt.

Auch das Schlösserknacken wurde überarbeitet, statt wie in Fallout oder Skyrim den Dietrich in die richtige Richtung zu drehen, öffnet sich hier nun ein Puzzle-Minispiel. Hier haben Spieler eine Anzahl an Symbolen die richtig eingefügt werden müssen.

Der klassische Dietrich ist einem Puzzle-Minispiel gewichen

Beim Gunplay hat man sich an „Fallout 4“ und „Fallout 76“ orientiert. Jedoch wurde das ganze deutlich poliert. Gefechte fühlen sich dadurch flüssiger und die Waffen wuchtiger an. Ob nun klassisch im Nahkampf, mit ballistischen Waffen wie Pistole und Maschinengewehr oder Energie und Laserwaffen – das Arsenal ist groß. Waffen und Ausrüstung werden ihrer Seltenheit entsprechend abgestuft und hervorgehoben. Normale Ausrüstung ist etwa mit weißer Schrift im Inventar gelistet, während Legendäre golden dargestellt wird.

Es gibt darüber hinaus zahlreiche Gegenstände, die sich in die virtuellen Taschen stopfen lassen. Vom einfachen Dekor, über Waffen und Ausrüstung, Hilf-Items wie Medpacks bis hin zu Granaten. Leider ist auf den ersten Blick oft nicht ersichtlich was nützlich ist und was nicht. Das sorgt gerade zum erstmaligen Spielstart dafür, dass man sich mit nutzlosen Items beschwert. Eine bessere Kategorisierung durch Icons oder bessere Beschreibungen hätten dem entgegenwirken können. Die Moddingszene von Starfield hat sich diesem Problem bereits angenommen.

Das Inventarsystem ist auf den ersten Blick schlank und übersichtlich

Rollenspieltypisch gibt es auch eine Reihe von Skills, in denen sich der Charakter spezialisieren kann. Damit lassen sich mitunter interessante Builds gestalten. Die Skills unterteilen sich in die fünf Oberkategorien Physisch, Sozial, Kampf, Forschung und Technologie.

Doch anders als etwa in Skyrim werden die Skills nicht direkt durch die Benutzung gesteigert. Stattdessen schalten Spieler etwa durch das Erfüllen der Skillziele, wie der Nutzung ballistischer Waffen, die nächste Stufe des Skills frei.

Eine weitere Neuerung ist das Raumschiffsystem. Denn auf der Reise bewegt man sich nicht nur auf einem einzigen Planeten, sondern man kann eine Galaxie voller Raumstationen und über 1000 Planeten erkunden. Die Raumschiffe verfügen neben dem interstellaren Antrieb auch über verschiedene Systeme, denen Spieler vom Cockpit heraus Energie zuweisen können. Darunter Waffensysteme, Scanner, Schilde und zusätzliche Antriebe.

Die Raumschiffkämpfe in „Starfield“ sind unterm Strich recht einfach. Bei jedem Kampf müssen Spieler zunächst die Schilde herunterschießen, bevor man der Schiffshülle schaden zufügen kann. Doch man kann die Schiffe auch entern, indem man auf bestimmte Teile der Gegner zielt. Schafft man es also, den Gegner durch die Zerstörung der Triebwerke lahm zu legen, kann man anschließend an das manövrierunfähige Schiff andocken und es zu Fuß entern. Hat man die Crew erledigt, kann das Schiff übernommen werden. Im Anschluss haben Spieler die Wahl, ob sie es benutzen oder Verkaufen wollen. Wer also schon immer ein echter Weltraumpirat werden wollte, hat nun die Chance.

Immer wieder wollen euch Weltraumpiraten ans Leder

Doch das Schiff dient nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern auch als mobiles zuhause. Hier können Ausrüstung und Gegenstände eingelagert, Begleiter ausgetauscht, und Werkbänke genutzt werden.

Denn wie auch schon in Bethesdas vorherigen Spielen, kommt „Starfield“ mit einem eigenen Crafting-System daher. An verschiedenen Werkbänken lassen sich nützliche Items, Waffen sowie Ausrüstung herstellen und modifizieren.

Auch die Schiffe sind völlig anpassbar. Im eigenen Schiffsbuilder, kann das Schiff nach Wunsch erweitert und ausgebaut werden. Der Schiffsbuilder folgt dabei einem simplen Baukasten System, bei dem etwa Wohneinheiten als einfaches Modul an einen freien Platz des Schiffes angehängt werden können – quasi Lego für Erwachsene. Der Builder hat jedoch zwei große Mankos: die Kamerasteuerung ist für den Bau oft etwas suboptimal. Zudem ist die Menüführung etwas unübersichtlich gestaltet. Wer dem jedoch Herr wird, dem sind im Grunde keine Grenzen beim Bau seines Traumschiffes gesetzt.

Wer stattdessen ein stationäres Zuhause vorzieht, kann es sich auch auf den Planeten heimisch machen. In Städten wie Neon können Eigenheime erworben werden. Von einfachen Wohncontainern bis hin zu Luxushäusern, kann sich jeder seinen Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen. Die Häuser lassen sich über ein Baumenü nach Wünschen einrichten – sofern man über die entsprechenden Ressourcen verfügt. Das System gleicht dabei stark dem aus „Fallout 4“. Aus dem Menü heraus wählt ihr aus unterschiedlichen Kategorien Möbel, Licht und Dekor aus und platziert diese im angezeigten Bereich.

Wer noch kreativer werden möchte kann auch auf einem der zahlreichen Planeten einen eigenen Außenposten errichten. Hier lassen sich Gebäude aus Einzelteilen zusammenbauen. Doch anders als in den Städten müssen Spieler hier auch für eine Strom- und Nahrungsversorgung sorgen. Im Baumenü kann jederzeit nachverfolgt werden, was benötigt wird damit der Außenposten einwandfrei funktioniert. Das Bausystem erinnert alles in allem stark an das aus „Fallout 4“, wurde jedoch an den richtigen Stellen verbessert. Außerdem ist der Baubereich gigantisch – Crafter können ihre Traumkolonie erschaffen.

„Starfield“ ist strenggenommen keine vollständige Open-World. Leider ist man nicht in der Lage ohne Schnellreise von einem System in das nächste zu reisen. Vielmehr handelt es sich um große aneinandergelegte Welten. Ähnlich verhält es sich auf Planeten. Das ist schade aber gerade beim Reisen zwischen Systemen nachvollziehbar, da die Reisezeiten einfach zu lange wären. Andere Genrevertreter wie „No Man’s Sky“ verfolgen hier eine ähnliche Strategie. Im Gegensatz zur Konkurrenz sind die Planeten in „Starfield“ weitestgehend leer.

Das ist umso ärgerlicher, wenn man bedenkt, dass eine der größten Stärken von Bethesdas größten RPGs die vielen kleinen Geheimnisse, Ruinen und Dungeons waren, die erkundet werden können. Die gibt es in „Starfield“ zwar auch, jedoch im Schnitt deutlich weniger. Auch bieten viele keine interessanten Überraschungen abgesehen von einigen Ressourcen. Darüber hinaus findet sich auf den Planeten recht wenig Leben. Im Schnitt können Spieler 5-6 Tierarten pro Planeten finden, die immer mal wieder in Grüppchen von zwei bis drei Tieren spawnen. Diese können mittels Scanner katalogisiert werden.

Hier vermisst man die kleinen Geheimnisse oder das enviromental Storytelling aus den „Elder-Scrolls“- und „Fallout“-Serien. Wenn man jedoch in die belebteren Gegenden kommt, erwarten Spieler abwechslungsreiche Orte. Vom sehr futuristischen Neu-Atlantis, über die an Space-Western erinnernde Akila-City bis hin zu Neon, einer dreckigen Stadt im Cyberpunk-Look.

Ein weiteres Manko ist das Fehlen von Alien Spezies. Die Planeten von „Starfield“ sind abgesehen von ein paar wilden Alien-Tieren von Menschen besiedelt. Die Existenz von intelligentem Leben wird zwar immer mal wieder angedeutet, jedoch trifft man während seines Spieldurchlaufs keines.

In Akila City treffen der Look von Fallout und Space-Western aufeinander

Technik


Bei „Starfield“ kommt erstmals seit „The Elder Scrolls V: Skyrim“ eine neue Engine zum Einsatz. Die Creation Engine II, die auch bei „The Elder Scrolls VI“ verwendet werden wird, verbessert vor allem die Grafik. Das merkt man auch bei „Starfield“ im Vergleich zu den älteren Titeln, sieht „Starfield“ deutlich schöner aus, allerdings gibt es hier und da noch einige Stellschrauben an denen es zu arbeiten gilt. Besonders die Gesichtsanimationen der NPCs wirken oft leblos und driften mitunter ins uncanny valley ab.

Darüber hinaus ist „Starfield“ technisch sehr fordernd. Während das Spiel auf der Xbox Series X mit soliden 30 fps daher kommt, beklagen sich PC-Spieler immer wieder über Performance Probleme. Wer in die unendlichen Weiten von „Starfield“ eintauchen möchte sollte folgendes mitbringen:

Minimale Systemanforderungen

  • Betriebssystem: Windows 10 21H1 (10.0.19043)
  • Prozessor: AMD Ryzen 5 2600X, Intel Core i7-6800K
  • Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
  • Grafik: AMD Radeon RX 5700, NVIDIA GeForce 1070
  • DirectX: Version 12
  • Speicherplatz: 125 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Zusätzliche Anmerkungen: SSD Notwenig

Empfohlene Systemanforderung

  • Betriebssystem: Windows 10/11 mit aktuellen Updates
  • Prozessor: AMD Ryzen 5 3600X, Intel i5-10600K
  • Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
  • Grafik: AMD Radeon RX 6800 XT/ NVIDIA GeForce 2080
  • DirectX: Version 12
  • Speicherplatz: 125 GB verfügbarer Speicherplatz
  • Zusätzliche Anmerkungen: SSD Notwendig

Getestet wurde das Spiel auf PC, Xbox und Steam Deck. Auf Valves Handheld ist „Starfield“ im Grunde spielbar, jedoch muss hier mit starken fps-einbrüchen oder Rucklern gerechnet werden. Abhilfe schafft hier die Nutzung von Mods oder Xbox Cloud Gaming. Spieler mit aktivem Gamepass-Abonnement, können das Spiel direkt über den Browser Streamen – sofern die Internetleitung ausreicht. Wie das geht, könnt ihr bei unseren Kollegen auf Game2Gether nachlesen.

Insgesamt lief „Starfield“ während unseres Tests weitestgehend rund, jedoch kam es mehrfach zum Nachladen von Texturen und kleineren Rucklern.


Sound


Auch zum Sound gibt es wenig zu meckern. Die verschiedenen Soundeffekte sind einzigartig und fügen sich gut ins Gesamtbild ein. Auch während der Raumschlachten kann man jeden Schuss klar und deutlich hören und erkennen. Musikalisch erwartet Spieler ein bunter Mix aus futuristischen Klängen, flotter Kampfmusik und beruhigenden Klängen während Erkundungstouren auf fremden Planeten. Federführend war hier Inon Zur, welcher in der Vergangenheit auch am Soundtrack von „Fallout 4“, der „Dragon Age“-Reihe oder „Outriders“ gearbeitet hat. Das Spiel kann komplett in deutscher Sprache erlebt werden. Die deutsche Vertonung ist äußerst gelungen und sorgt für zusätzliche Immersion.

Erkundet unzählige Sterne mit eurem anpassbaren Raumschiff
ÜBERBLICK DER REZENSIONEN
Allgemein/Story
85 %
Gameplay
90 %
Grafik
90 %
Sound
85 %
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